- Worte zum Volkstrauertag - | Aktuelle Nachrichten und Informationen

- Worte zum Volkstrauertag -

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

der Volkstrauertag ist ein schwieriger, aber wichtiger Tag. Kein kirchlicher Feiertag, aber ein Tag, der uns alle betrifft – ob als Einzelne, als Gemeinschaft oder als Gesellschaft im Ganzen.

„Gedenken macht Leben menschlich, Vergessen macht es unmenschlich“, sagte Eberhard Bethge, ein Freund Dietrich Bonhoeffers.

Wir denken heute an die Millionen Soldaten, die in den beiden Weltkriegen ihr Leben verloren haben. Wir erinnern uns an die unschuldigen Zivilisten, die Opfer von Bombardierungen, Vertreibungen und Hunger wurden. Und wir vergessen nicht die Menschen, die unter den Verbrechen des Nationalsozialismus und anderer Diktaturen gelitten haben – die Verfolgten, die Verschleppten, die Vermissten und Ermordeten.

Die Älteren unter uns gedenken in besonderer Weise ihrer gefallenen, getöteten und verschleppten Angehörigen. Die Jüngeren verneigen sich in Achtung vor den Gefühlen, die mit diesem Tag verbunden sind. Zugleich sollten wir alle darüber nachdenken, welche Bedeutung der Volkstrauertag für uns heute hat.

Die Botschaft der Toten an uns lautet: „Nie wieder Krieg.“

Dieser Auftrag verpflichtet uns, für Frieden einzutreten. Denn Frieden ist der einzige Zustand, in dem der Mensch wirklich Mensch sein kann.

Der Volkstrauertag ist nicht nur eine Rückschau. Er ist auch ein Appell an uns alle, aus der Geschichte zu lernen. Er mahnt uns, wie zerbrechlich der Frieden ist und wie wichtig es ist, ihn zu bewahren.

Es wäre falsch zu glauben, der zeitliche Abstand zu den Schrecken des Krieges entbinde uns von der Verantwortung, die dieser Tag mit sich bringt.

Denn Frieden ist keine Selbstverständlichkeit.

Das erleben wir auch heute, in einer Welt, in der Konflikte und Kriege weiterhin grausame Realität sind. Ob in der Ukraine, im Nahen Osten oder an anderen Brennpunkten – der Frieden, den wir in Deutschland seit Jahrzehnten genießen dürfen, bleibt ein kostbares Gut, das wir schützen und verteidigen müssen.

Unser heutiges Gedenken soll uns ermutigen, Verantwortung zu übernehmen – für Dialog, für Toleranz und für die Achtung der Würde jedes Menschen. Wir alle müssen dazu beitragen, dass Gewalt und Hass in unserer Gesellschaft keinen Platz finden.

Die Tugenden unserer Eltern und Großeltern sind ein Vermächtnis, das es zu bewahren gilt. Denn Tradition bedeutet nicht, die Asche aufzubewahren, sondern das Feuer weiterzugeben. Unser demokratisches Selbstverständnis, das heute von Verblendeten infrage gestellt wird, müssen wir entschlossen verteidigen.

Wir, die Lebenden, haben die Aufgabe, das Andenken der Toten in Ehren zu halten.

Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen. Der Volkstrauertag ist ein schwieriger Tag, aber auch ein guter Tag, um daran zu erinnern, dass wir in Deutschland seit Ende des Krieges jeden Tag einen neuen Friedensrekord aufstellen. Nie zuvor hat die Abwesenheit von Krieg in unserem Land so lange gedauert wie heute – und das soll so bleiben.

Die Toten würden uns sagen: „Wir haben euch verstanden.“

Möge unser Gedenken heute – mit unseren Gedanken, unseren Herzen und unserem Verstand – ein würdiges Andenken an die Opfer von Krieg und Gewalt sein.

Hans-Georg Hammes

Bürgermeister